Pflegende Angehörige kennen das Problem, dass Menschen im Alter sehr starrsinnig reagieren. Auf gut gemeinte Ratschläge und Hilfen reagieren die Eltern, Vater oder Mutter, mürrisch oder sogar aggressiv. Dieses Verhalten kann sehr belastend sein, gerade wenn es um Pflege geht.
Altersstarrsinn ist ein umgangssprachlicher Ausdruck, der veraltete oder starre Denkmuster, Einstellungen oder Verhaltensweisen bei älteren Menschen beschreibt. Es kann als negative Einstellung oder als Unwillen verstanden werden, sich an neue Verhältnisse oder Technologien anzupassen. Diese Einstellung wird oft mit einer geringeren Flexibilität und Anpassungsfähigkeit assoziiert und kann dazu führen, dass ältere Menschen sich von ihrem sozialen Umfeld und den aktuellen Entwicklungen ganz besonders hinsichtlich der Hilfe von anderen abkapseln.
Der Altersstarrsinn, auch als Altersüberheblichkeit bezeichnet, ist eine Einstellung, bei der ältere Menschen die Ansichten und Verhaltensweisen, die sie im Laufe ihres Lebens entwickelt haben, für die einzig richtigen halten und sich ablehnend gegenüber Veränderungen und neuen Ideen verhalten. Dies kann aus verschiedenen Gründen entstehen, wie z.B. durch persönliche Erfahrungen, kulturelle Prägungen und den natürlichen Verlust an flexibilität und Anpassungsfähigkeit im Alter.
Perspektivenwechsel! Um jemanden zu verstehen, der unter Altersstarrsinn leidet, hilft es oft, wenn Sie den Blickwinkel verändern. Betrachten Sie die Lage doch einmal aus Sicht Ihres pflegebedürftigen Angehörigen. Niemand ist gerne eine Last für andere und es ist nicht einfach zu akzeptieren, dass Dinge, die über Jahrzehnte selbstverständlich waren, nicht mehr funktionieren. Die Aussicht, dass es eher schlechter als besser wird, drückt auf die Stimmung und ist frustrierend. Nicht selten ist diese Lebenssituation geprägt durch Missverständnisse.
Eltern empfinden die Vorschläge ihrer Kinder oft als bevormundend. Sie haben Angst vor Veränderungen und wollen selbstbestimmt bleiben. Beide Parteien stehen möglicherweise mit dem Rücken zur Wand, und die Kommunikation innerhalb der Familie fällt immer schwerer.
Befinden Sie sich in so einer Situation, kann es sinnvoll sein, einen Vermittler bzw. Mediator einzuschalten. Jemand, der nicht in die Situation involviert ist, kann sowohl den pflegebedürftigen Menschen als auch den Angehörigen oftmals wertvolle Tipps geben. Ein Vermittler geht unvoreingenommen an die Situation heran und kann Fehler und Probleme auf beiden Seiten aufzeigen. Diese Personen können vom Pflegedienst kommen oder auch ehrenamtliche Helfer sein. Gegebenenfalls hilft es auch, den vertrauten Hausarzt, der die Familie seit Jahren kennt, hinzuzuziehen.
Nein. Auch wenn viele Angehörige am liebsten hören würden, dass diese Form von Starrsinn im Alter behandlungsbedürftig ist, handelt es sich nicht um eine Krankheit. Es ist vielmehr eine natürliche Reaktion auf massive Veränderungen im Leben. Hierbei hilft es meist nur, wenn die pflegenden Angehörigen versuchen, sich zurückzunehmen. Auch, wenn nur der beste Wille dahintersteckt, können gerade Kinder sehr belehrend auf ihre alten Eltern wirken. Sicher, Sie meinen es nur gut, aber der Rollenwechsel ist für die Eltern sehr schwer zu bewältigen und oftmals führen solche Dinge zu massiven Streitigkeiten.
Dennoch: Tragen Sie die Last nicht alleine und suchen Sie auch das Gespräch innerhalb der Familie oder bei Freunden.
"In den neun Jahren, in denen ich meine Eltern gepflegt habe, kenne ich diese Eigenschaft des Altersstarrsinn sehr gut. Es waren unzählige Gespräche notwendig, um meine Eltern dazu zu bewegen, Hilfe anzunehmen – insbesondere von Fremden. Diese Erfahrung hat mich gelehrt, wie wichtig Geduld, Verständnis und eine offene Kommunikation sind. Manchmal hätte sicherlich auch eine Person außerhalb der Familie geholfen"
Martina Rosenberg, pflegende Angehörige und SPIEGEL-Bestseller Autorin
Altersstarrsinn und Demenz sind zwei verschiedene Zustände, die jedoch einige Ähnlichkeiten aufweisen können. Der Altersstarrsinn ist eine Einstellung, die auf den Glauben an die Überlegenheit eigener Ansichten und Verhaltensweisen zurückzuführen ist, während Demenz eine kognitive Beeinträchtigung ist, die die Fähigkeit einer Person beeinträchtigt, klar zu denken, Erinnerungen zu speichern und alltägliche Aktivitäten auszuführen.
Um den Unterschied zu erkennen, kann man folgendes beachten:
Es ist wichtig zu beachten, dass einige Menschen sowohl altersbedingte Veränderungen als auch Anzeichen einer beginnenden Demenz aufweisen können, und es in solchen Fällen ratsam ist, einen Arzt zu konsultieren.
Niemand, der klar bei Verstand ist, kann zu etwas gezwungen werden. Wer Hilfe konsequent ablehnt oder wenn Ihre gutgemeinten Ratschläge einfach nicht gehört werden, müssen Sie das akzeptieren. Ein Nein ist ein Nein und es ändert sich auch nichts daran, wenn die Person schon in einem betagten Alter ist. Selbstbestimmung, besonders im Alter ist ein hohes Gut, auch wenn es für pflegende Angehörige nicht immer einfach ist, das zu verstehen.
Bei allem Verständnis für die Situation des Pflegebedürftigen, müssen pflegende Angehörige auch an sich denken. Wenn der Vater oder die Mutter professionelle Hilfe konsequent ablehnt und zu hohe Erwartungen an die eigenen Kinder stellt, dürfen diese auch mal ablehnen.
Weiterführende Informationen und Hilfe erhanlten Sie auch bei einer Alzheimer Gesellschaft in Ihrer Nähe