Altersstarrsinn

Altersstarrsinn


Pflegende Angehörige kennen das Problem, dass Menschen im Alter sehr starrsinnig reagieren. Auf gut gemeinte Ratschläge und Hilfen reagieren die Eltern, Vater oder Mutter, mürrisch oder sogar aggressiv. Dieses Verhalten kann sehr belastend sein, gerade wenn es um Pflege geht.


Was versteht man unter Altersstarrsinn?

Altersstarrsinn ist ein umgangssprachlicher Ausdruck, der veraltete oder starre Denkmuster, Einstellungen oder Verhaltensweisen bei älteren Menschen beschreibt. Es kann als negative Einstellung oder als Unwillen verstanden werden, sich an neue Verhältnisse oder Technologien anzupassen. Diese Einstellung wird oft mit einer geringeren Flexibilität und Anpassungsfähigkeit assoziiert und kann dazu führen, dass ältere Menschen sich von ihrem sozialen Umfeld und den aktuellen Entwicklungen ganz besonders hinsichtlich der Hilfe von anderen abkapseln.


Woher kommt der Altersstarrsinn?

Der Altersstarrsinn, auch als Altersüberheblichkeit bezeichnet, ist eine Einstellung, bei der ältere Menschen die Ansichten und Verhaltensweisen, die sie im Laufe ihres Lebens entwickelt haben, für die einzig richtigen halten und sich ablehnend gegenüber Veränderungen und neuen Ideen verhalten. Dies kann aus verschiedenen Gründen entstehen, wie z.B. durch persönliche Erfahrungen, kulturelle Prägungen und den natürlichen Verlust an flexibilität und Anpassungsfähigkeit im Alter.


Was tun bei Altersstarrsinn?

Wechseln Sie die Perspektive! Um jemanden zu verstehen, der unter Altersstarrsinn leidet, hilft es oft, wenn Sie den Blickwinkel verändern. Betrachten Sie die Lage doch einmal aus Sicht Ihres pflegebedürftigen Angehörigen. Niemand ist gerne eine Last für andere und es ist nicht einfach zu akzeptieren, dass Dinge, die über Jahrzehnte selbstverständlich waren, nicht mehr funktionieren. Die Aussicht, dass es eher schlechter als besser wird, drückt auf die Stimmung und ist frustrierend. Nicht selten ist diese Lebenssituation geprägt durch Missverständnisse.


Das Gefühl der Bevormundung

Eltern empfinden beispielsweise die Vorschläge ihrer Kinder als bevormundend. Sie haben Angst vor Veränderungen und wollen selbstbestimmt bleiben. Möglicherweise stehen beide Parteien mit dem Rücken an der Wand. Die Kommunikation innerhalb dere Familie fällt immer schwerer.


Lösungsvorschlag:

Befinden Sie sich in so einer Situation, kann es sinnvoll sein, einen Vermittler bzw. Mediator einzuschalten. Jemand, der nicht in die Situation involviert ist, kann sowohl den pflegebedürftigen Menschen als auch den Angehörigen  oftmals wertvolle Tipps geben. Ein Vermittler geht unvoreingenommen an die Situation heran und kann Fehler und Probleme auf beiden Seiten aufzeigen. Diese Personen können vom Pflegedienst kommen oder auch ehrenamtliche Helfer sein. Gegebenenfalls

hilft es auch, den vertrauten Hausarzt, der die Familie seit Jahren kennt, hinzuzuziehen.


Ist Altersstarrsinn eine Krankheit?

Nein. Auch wenn viele Angehörige am liebsten hören würden, dass diese Form von Starrsinn im Alter behandlungsbedürftig ist, handelt es sich nicht um eine Krankheit. Es  ist vielmehr eine natürliche Reaktion auf massive Veränderungen im Leben. Hierbei hilft es meist nur, wenn die pflegenden Angehörigen versuchen, sich zurückzunehmen. Auch, wenn nur der beste Wille dahintersteckt, können gerade Kinder sehr belehrend auf ihre alten Eltern wirken. Sicher, Sie meinen es nur gut, aber der Rollenwechsel ist für die Eltern sehr schwer zu bewältigen und oftmals führen solche Dinge zu massiven Streitigkeiten.

Dennoch: Tragen Sie die Last nicht alleine und suchen Sie auch das Gespräch innerhalb der Familie oder bei Freunden.


Altersstarrsinn und Demenz

Altersstarrsinn und Demenz sind zwei verschiedene Zustände, die jedoch einige Ähnlichkeiten aufweisen können. Der Altersstarrsinn ist eine Einstellung, die auf den Glauben an die Überlegenheit eigener Ansichten und Verhaltensweisen zurückzuführen ist, während Demenz eine kognitive Beeinträchtigung ist, die die Fähigkeit einer Person beeinträchtigt, klar zu denken, Erinnerungen zu speichern und alltägliche Aktivitäten auszuführen.

Um den Unterschied zu erkennen, kann man folgendes beachten:

  • Altersstarrsinn ist normalerweise ein Bestandteil des Alterns und betrifft nur einige Bereiche des Verhaltens, während Demenz eine fortschreitende Erkrankung ist, die sich auf viele Aspekte des Denkens und Handelns auswirkt.
  • Altersstarrsinn kann durch Überzeugungen und Erfahrungen verursacht werden, die im Laufe des Lebens gewonnen wurden, während Demenz eine neurologische Störung ist, die durch Schäden im Gehirn verursacht wird.
  • Altersstarrsinn kann mit Gesprächen und Überzeugungsarbeit angegangen werden, während Demenz keine Heilung hat und die Betroffenen auf Unterstützung angewiesen sind.


Es ist wichtig zu beachten, dass einige Menschen sowohl altersbedingte Veränderungen als auch Anzeichen einer beginnenden Demenz aufweisen können, und es in solchen Fällen ratsam ist, einen Arzt zu konsultieren.


Respektvoll mit Altersstarrsinn umgehen

Machen Sie sich klar, dass Ihr Angehöriger Sie nicht ärgern möchte, sondern oftmals aus

purer Verzweiflung verbal um sich schlägt. Hilfe anzunehmen, ist kein leichter Prozess.


Was tun bei altersstarrsinnigen Eltern?

Niemand, der klar bei Verstand ist, kann zu etwas gezwungen werden. Wer Hilfe konsequent ablehnt oder wenn Ihre gutgemeinten Ratschläge einfach nicht gehört werden, müssen Sie das akzeptieren. Ein Nein ist ein Nein und es ändert sich auch nichts daran, wenn die Person schon in einem betagten Alter ist. Selbstbestimmung, besonders im Alter ist ein hohes Gut, auch wenn es für pflegende Angehörige nicht immer einfach ist, das zu verstehen.


Alterstarrsinn als emotionales Druckmittel

Bei allem Verständnis für die Situation des Pflegebedürftigen, müssen pflegende Angehörige auch an sich denken. Wenn der Vater oder die Mutter professionelle Hilfe konsequent ablehnt und zu hohe Erwartungen an die eigenen Kinder stellt, dürfen diese auch mal ablehnen.


Einige Tipps helfen Ihnen dabei:

  • Versuchen Sie zu verstehen, warum die Person ablehnend reagiert.
  • Suchen Sie Hilfe von außen, wie z.B. einen Pflegedienst oder ehrenamtliche Helfer.
  • Binden Sie Dritte als Vermittler ein (Familienangehörige; Hausarzt; Pflegekraft; etc.)
  • Besuchen Sie unsere Community und tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen aus.
  • In unserer unabhängigen Pflegeberatung geben wir Ihnen wertvolle Hinweise.



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