Es ist keine neue Erfindung der heutigen Zeit, das Mehrgenerationenhaus. Tatsächlich gab es das Modell schon immer, in dem Jung und Alt unter einem Dach lebten. Besonders in den südlicheren Ländern war es üblich und ist es noch immer, dass sich Großfamilien bilden und mehrere Generationen unter einem Dach leben. Dass es ein alt(bewährt)es Modell ist, heißt aber noch lange nicht, dass es gut oder schlecht ist.
Eine Meinung von Martina Rosenberg
Oft besitzt die ältere Generation Wohnraum, zum Beispiel in Form eines Mehrfamilienhauses, und stellt sie den Jüngeren günstig zur Verfügung. Oder die Familien beziehen gemeinsam ein großes Haus. Die Nähe, macht es sehr viel einfacher, sich gegenseitig zu helfen. Die Großeltern kümmern sich gerne mal um die Enkelkinder und die Jungen unterstützen in anderen Dingen. Vielleicht einfach auch nur durch ihre bloße Anwesenheit. So gesehen, ist das Mehrgenerationenhaus eine klassische Win-Win Situation.
Allen Beteiligten ist natürlich klar, dass die Beziehung zwischen den Parteien stimmen muss, um ein harmonischen Miteinander zu gewährleisten. Das war im übrigens früher nicht immer der Fall.
Da mussten die Jungen es einfach aushalten, wenn die Chemie nicht stimmte. Heute wählen die Familien das Modell meist bewusst. Dennoch, und das kann ich nun mal aus eigener Erfahrung sagen, bedenkt man nicht immer, was aus diesem Modell werden kann.
Nicht allzu selten jedoch wird das Modell Mehrgenerationenhaus einer schweren Prüfung unterzogen. Besonders dann, wenn sich die kleinen Hilfsleistungen, die jeder gerne anbietet, zu einer intensiven Pflege entwickelt. Wenn der Tag zur Nacht wird und die Belastung so groß ist, dass die pflegenden Angehörigen nicht mehr zur Ruhe kommen. Eine Situation, die völlig ungeplant in den Alltag bricht, ohne dass man vorher auch nur einen Gedanken darüber verloren hat. Und natürlich springt der ein, der am nächsten dran ist. Und in einem Mehrgenerationenhaus ist schnell klar, wer das sein wird. Diese Person ist es dann auch, die rund um die Uhr ansprechbar ist.
Die, auch wenn sie es gerne mal tun würden, nicht die Haustür hinter sich zumachen und tief durchatmen kann. Schlimmstenfalls sind auch noch die Geräusche durch die Wände zu hören und so sind sie es, die der Situation Tag und Nacht ausgeliefert sind. Dann wird aus der Win-Win Situation sehr schnell eine No-Win Situation.
Dennoch: Ein Mehrgenerationenhaus kann funktionieren! Doch es darf nicht nur auf einem Bein stehen.
Allen Beteiligten muss klar sein, dass jeder nur begrenzt belastbar ist. Wo die Grenze liegt, sollte unbedingt vorher geklärt werden. Erst wenn sich alle einig sind, kann das Projekt gelingen.
Und mit allen, sind auch andere Familienmitglieder gemeint, die nicht im Mehrgenerationenhaus leben.
Mögliche Geschwister beispielsweise. Denn auch sie haben ein Mitspracherecht, denn unter Umständen müssen sie später mithelfen oder auch ggf. mit bezahlen, wenn es um die Finanzierung einem teueren Pflegeplatz geht.
Der finanzielle Vorteil, der unter Umständen mit einer günstigeren Miete einhergeht, wird oft als Argument der Geschwister in die Runde geworfen, wenn es darum geht, wer was bezahlt.
Auch hier sollte vorher geklärt worden sein, dass durch diesen finanziellen Vorteil noch lange nicht die später eintretende Pflege abgedeckt ist.
Anders formuliert, es sollte unbedingt Klartext gesprochen werden. Es läuft alles darauf hinaus, dass dieses sensible Thema frühzeitg besprochen werden muss. Wer ein Mehrgenerationenhaus plant, sollte ehrlich und offen über eine mögliche Pflegesituation sprechen.